
27. August 2025, Thema: Aquatische Ökotoxikologie Bodenökotoxikologie Sedimentökotoxikologie Risikobewertung
Dialogtag 2025 in Bern
Im Rahmen eines Dialogtags hat das Oekotoxzentrum seine aktuellen Projekte präsentiert und sich mit den Teilnehmenden aus verschiedenen Bereichen ausgetauscht.
Am gestrigen Dialogtag in Bern präsentierte das Oekotoxzentrum seine aktuellen Projekte rund 50 Vertreterinnen und Vertretern aus Forschung, Verwaltung und Industrie – ein Angebot, das bereits vor zwei Jahren breiten Anklang fand. Ein wichtiges Thema waren diesmal die Ewigkeitschemikalien PFAS (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen), denen sich zwei gleich Vorträge widmeten. Eine Messkampagne hat gezeigt, dass die PFAS-Konzentrationen besonders in urbanen Sedimenten erhöht sind, stark belastet sind auch Sedimente in der Nähe von Feuerwehr-Trainingsgeländen. Das Oekotoxzentrum erfasst die Sedimentbelastung in verschiedenen Regionen und leitet ökotoxikologisch basierte Schwellenwerte ab.
Lehren aus der PFAS-Problematik
Zusätzlich zur ubiquitären Verbreitung von PFAS durch ihren weltweiten Transport haben Punktquellen zu PFAS-Hotspots geführt. Trotz erheblicher Datenlücken zur Toxizität der Stoffe für Umwelt und Mensch stellt die PFAS-Belastung ein weltweites Problem dar – ein Resultat der historischen Zulassungsverfahren, in denen Persistenz, Stoffmischungen und langfristige Effekte kaum berücksichtigt wurden. Aus dieser Erfahrung ergeben sich wichtige Lehren für die künftige Risikobewertung, etwa die Einbeziehung des PMT-Kriteriums (persistent, mobil, toxisch) und der Umweltkreisläufe sowie die Berücksichtigung des One-Health-Ansatzes, da die Umwelt- und Gesundheitswirkungen von PFAS eng vernetzt sind und nicht isoliert betrachtet werden sollten.
Biotests liefern wichtige Zusatzinformationen
Auch andere Schadstoffe standen im Fokus: In einem Projekt zu Altlasten wurde untersucht, welche ökotoxikologischen Methoden geeignet sind, um die Belastung von Böden und Sedimenten zu bewerten. Solche Tests sind zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, werden aber dennoch häufig durchgeführt: Sie liefern nämlich wichtige Zusatzinformationen zur Bioverfügbarkeit und Wirkung von Schadstoffen und könnten daher in künftige Vollzugshilfen einfliessen.
Das Oekotoxzentrum untersucht auch das Vorkommen von Nagergiften in Wildtieren der Schweiz und hat in einer Situationsanalyse gezeigt, dass Greifvögel, Igel, Füchse, Fische und sogar Wildschweine mit Antikoagulanzien belastet sind. Pathologische Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Stoffe mit unspezifischen Gesundheitsschäden bei diesen Tieren in Zusammenhang stehen könnten.
Strassen und Munition unter der Lupe
Strassen sind eine weitere Quelle für Schadstoffe aus Öl, Benzin, den Strassen selbst oder den Reifen über Reifenabrieb. Problematisch können auch Zusatzstoffe aus Reifenzusätzen sein. Das Oekotoxzentrum untersucht im Auftrag der Reifenindustrie die Ökotoxizität von Reifenabrieb, ausserdem die Toxizität von Reinigungswasser und Meteorwasser von Strassen. Auch Böden, die mit Munition und Sprengstoffen belastet sind, wurden genauer betrachtet: Hier geht es darum, die wichtigsten Schadstoffe chemisch zu charakterisieren und ihre Wirkung auf Bodenorganismen zu bestimmen, um Risiken für verschiedene Nutzungen sowie Schutz- und Sanierungsziele abzuleiten.
Ergänzend bot eine Postersession bei Kaffee und angeregten Gesprächen einen Überblick über weitere aktuelle Projekte – etwa zu UV-Filtern in Schweizer Badeseen, zum biologischen Online-Monitoring oder zu einem Konzept für das Monitoring von Pflanzenschutzmittelrückständen in Böden. Der Dialogtag zeigte, wie vielfältig die Arbeit des Oekotoxzentrums ist und wie wichtig der Austausch mit Stakeholdern bleibt. In zwei Jahren wird der nächste Dialogtag stattfinden – dann wieder ganztägig mit Diskussionsgruppen zu aktuellen Herausforderungen.