
14. Mai 2025, Thema: Aquatische Ökotoxikologie Bodenökotoxikologie Sedimentökotoxikologie Risikobewertung
Oekotoxzentrum an der EPFL – im Gespräch mit Christof Holliger
Christof Holliger, Professor für Umweltbiotechnologie an der EPFL, hat das Oekotoxzentrum seit dessen Gründung 2008 eng begleitet, zunächst als Teil der Geschäftsleitung und des strategischen Leitungsgremiums und später als Vertreter der EPFL im Gastinstitutsrat. Ende Februar 2025 ging er in den Ruhestand. Hier schaut er zurück.
Du hast das Oekotoxzentrum als Vertreter der EPFL und der Romandie über lange Zeit eng begleitet. Kannst du etwas zur Geschichte des Oekotoxzentrums an der EPFL erzählen? Warum EPFL, was war der Anknüpfungspunkt?
Ich war nicht ganz von Anfang an dabei. In der Phase vor der Eröffnung des Oekotoxzentrums war vor allem Kristin Becker van Slooten an der Planung beteiligt, die selbst Forschung in Bodenökotoxikologie gemacht hat. Das war auch der Anknüpfungspunkt: Das Oekotoxzentrum sollte in den ETH-Bereich integriert werden mit aquatischer Ökotoxikologie an der Eawag und eben Bodenökotoxikologie an der EPFL. Aus persönlichen Gründen hat Kristin Becker dann eine neue Stelle an der EPFL angetreten und ich habe sie als Vertreter der EPFL in der Endphase der Vorbereitung des Zentrums und danach ersetzt. So habe ich am Oekotoxzentrum die EPFL vertreten, von seiner Eröffnung im Januar 2008 bis und mit Februar 2025. Meine Kollegin Tamar Kohn hat nun meine Rolle übernommen.
Warum ist das Oekotoxzentrum für die EPFL wichtig? Warum ist es wichtig, dass es auch in der Romandie einen Oekotoxzentrum-Standort gibt?
Auch wenn es an der EPFL keine Gruppe mehr gibt, die ökotoxikologische Forschung betreibt, war es ein guter Entscheid, das Oekotoxzentrum an beiden Standorten zu integrieren. Mit Benoît Ferrari kam ein Gruppenleiter nach Lausanne, der die Sediment- und Bodenökotoxikologie vorantrieb und nach Inge Werner Direktor des Oekotoxzentrums wurde. Das intensivierte den Austausch zwischen den beiden Standorten und unterstrich die Unabhängigkeit des Oekotoxzentrums von den beiden Gastinstituten Eawag und EPFL. Und der Standort in Lausanne machte es für Partner aus der Romandie viel einfacher, sich an Forschungsprojekten zu beteiligen. Dass das Oekotoxzentrum dort im nächsten Jahr neue Büros und Labore bekommen wird, unterstreicht, dass es der EPFL wichtig ist, dass sie gute Arbeitsbedingungen zur Verfügung stellt.
Was waren die grössten Herausforderungen? Wie hat sich die Ausgangslage seit der Gründung des Oekotoxzentrums weiterentwickelt?
Die grösste Herausforderung war es, alle unsere Partner, also Bundesämter, Kantone und andere, zu überzeugen, dass das Oekotoxzentrum eine unabhängige Institution ist, und dass die Eawag und EPFL keinen nennenswerten Einfluss darauf nehmen, an welchen Projekten gearbeitet wird. Die aktuelle Struktur, bei der die Vertreter der Gastinstitute Eawag und EPFL nicht mehr Teil der Direktion sind, macht das nun, denke ich, genügend deutlich.
Was sind deine persönlichen Highlights aus deiner Zeit mit dem Oekotoxzentrum?
Mein persönliches Highlight war die Feier zum 10-jährigen Jubiläum 2018 in Bern. Dieser Anlass hat deutlich gezeigt, wie gut das Oekotoxzentrum aufgestellt ist. Sonst bin ich einfach froh, dass wir, die Vertreter der Gastinstitute, so gut zusammenarbeiten konnten. Und ich bin vor allem zufrieden, dass das Oekotoxzentrum ein so tolles Team hat, das hervorragende Arbeit leistet.
Welche Themen und Herausforderungen werden deiner Meinung nach in Zukunft besonders wichtig sein?
Ich bin kein Experte in Ökotoxikologie, aber ich glaube, dass das richtige Einschätzen von Stoffgemischen eine der grössten Herausforderung ist. Heutzutage liest man überall von PFAS und Mikroplastik, aber auch diese aktuellen Umweltbelastungen sind nur ein Teil eines Ganzen, das auf die Umwelt, inklusive des Menschen, einwirkt und schädlich sein kann. Eine ganzheitliche Herangehensweise halte ich deshalb für besonders wichtig.
Was sind deine Wünsche für das Oekotoxzentrum?
Ich wünsche mir, dass das Oekotoxzentrum eines Tages eine genügend hohe Grundfinanzierung erhält, die es erlaubt, wirklich alle Themenbereiche, die es abdecken sollte, zufriedenstellend zu bearbeiten. Bis jetzt war das in den siebzehn Jahren des Bestehens des Oekotoxzentrums leider nicht möglich.